CO2-Neutrales BioEthanol – eine Alternative zu Benzin in der Schweiz?= zurück zur Liste oben
Inhalt :
- Marktsituation Schweiz
- Was ist Bioethanol?
- Wo wird Bioethanol hauptsächlich hergestellt?
- Anwendbarkeit
- Schnelle Anwendbarkeit (Benzin5)
- Anwendbarkeit von Mischungsverhältnissen (E10 – E50)
- Längerfristige Anwendbarkeit (Benzin85)
- Umsteigen auf E85
- Geringe Umweltbelastung durch Ethanol
- Was kostet Bioethanol?
- Weitere Vorteile, welche Bioethanol für Auto und Mensch bringt
- Nachteile bzw. heutige Unzulänglichkeiten mit Bioethanol
- Berechnungen
- Einfluss auf die Umwelt
- Umstieg auf Bioethanol (E85)
- Produktion aus überschüssiger Biomasse
- Wäre Bioethanol eine Alternative zu Benzin?
- Quellenverzeichnis
Marktsituation Schweiz
Marktanteile:
Im heutigen Treibstoffmarkt sind Benzin mit 65 % und Diesel mit 34 % klare
Marktführer. Die alternativen Treibstoffe dagegen machen gerade mal 1% des
ganzen Marktes aus.
Die Nachfrage nach Treibstoff steigt nicht nur bei uns in Europa und Amerika stetig
an, sondern auch massiv in den neuen Wirtschaftsmächten wie China und Indien.
Da aber Benzin und Diesel keine erneuerbare Energien sind, muss im Laufe der Zeit
eine Alternative dazu gefunden werden. In naher Zukunft werden diese alternativen
Energien stark umkämpft werden und mit Sicherheit Marktanteile dazu gewinnen.
Was ist Bioethanol?
Bioethanol wird aus natürlichen Rohstoffen hergestellt.
Vergärt man Zucker aus Kartoffeln, Gras, Holz, Zuckerrüben
sowie unzähligen anderen Rohstoffen resultiert daraus
Bioethanol. Somit ist klar, dass Bioethanol eine zu 100%
erneuerbare Energie ist. (Das Bio in Bioethanol bezeichnet nicht zwingend Rohstoffe aus biologisch zertifizierter Produktion, sondern unterstreicht die Tatsache, dass Bioethanol aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird.)
Wo wird Bioethanol hauptsächlich hergestellt?
Bioethanol wird hauptsächlich in Brasilien und in den USA
hergestellt und schon heute weitflächig verwendet.
2005 wurde eine Testanlage in Solothurn errichtet, welche aus
Nebenprodukten der Zelluloseproduktion Ethanol herstellt (also
aus einem Abfallprodukt der Papierproduktion).
Es sind weitere solche Versuchsanlagen geplant, darunter eine
Anlage zur Verwertung landwirtschaftlicher Überschüsse und Abfälle wie zum
Beispiel Molke. Eine weitere Anlage soll Gras und Holz verwerten. Die einheimische
Produktion wird bis zu 50% des Landesbedarfes decken, die fehlenden 50% werden
aus europäischen Ländern sowie aus Brasilien importiert.
Anwendbarkeit
Schnelle Anwendbarkeit (Benzin5)
Mit nur sehr geringen Anpassungen ist Bioethanol im Gegensatz zu anderen
Biotreibstoffen sehr schnell anwendbar. Mit dem Mischverhältnis von 5 % Bioethanol
und 95 % Benzin kann man heute schon jedes Auto ohne jegliche Anpassungen
betreiben. Dieses Gemisch wird auch Benzin5 genannt und wird heute bereits in
vielen Tankstellen so angeboten (vielfach ohne das es der oder die Tankende
überhaupt bemerkt, zur Zeit mehr als 100 Tankstellen in der Schweiz).
Diese Funktionsfähigkeit garantiert jeder Automobilhersteller und entspricht den
aktuellen schweizerischen und europäischen Normen. Benzin5 soll per 2007 zur
Pflicht werden und somit ein Bestandteil des Bleifrei 95 sein.
Anwendbarkeit von Mischungsverhältnissen (E10 – E50)
Generell gilt, dass Motoren bis ca. 50% Ethanol einwandfrei laufen sollten, die
Einspritzung moderner Fahrzeuge gleicht den höheren Bedarf an Ethanol im Leerlauf
und Teillastbereich aus (siehe dazu auch die folgenden Kapitel).
Versuche können mit jedem modernen Fahrzeug gemacht werden. Stottert bei
Einsatz von E85 der Motor, dann sollte das Gemisch zu Gunsten von Bleifrei 95
verändert werden (also z.B. E30 oder E40 d.h. 30% Ethanol und 70% Bleifrei95).
Sicher auch eine Lösung sofern man keine Modifikationen am Fahrzeug machen will.
Besser ist es jedoch, eine Umrüstung ins Auge zu fassen, hier bieten diverse
Hersteller eine einfache Umrüstung durch ein weiteres kleines Steuergerät an,
welches nicht die bestehende Motorelektronik oder Einspritzung verändert sondern
die Einspritzdüsen direkt (über-) steuert. Siehe dazu auch das nächste Kapitel.
Längerfristige Anwendbarkeit (Benzin85)
Wenn man Bioethanol mit 15% herkömmlichem Benzin anreichert, wird daraus E85.
Dieses Gemisch ist jedoch nur – wie oben dargelegt – vernünftig nach einer
Modifikation der Einspritzzeiten verwendbar, da der Anteil von Ethanol nun sehr hoch
ist und die obgenannten Probleme vor allem im Leerlauf und in der Startphase
auftreten können.
Zur Modifikation mit dem in der Schweiz durch Hr. Sutter, Fa. Prospera erhältliche
FlexTek Steuergerät siehe dazu das nächste Kapitel.
Umsteigen auf E85
Beispiel einer Umrüstung eines Mercedes SLK320 welcher seit Sommer 2006 mit
E85 Ethanol betrieben wird:
Würde man einen normalen
Benzinmotor mit E85 (85 % Ethanol)
betreiben, würde er aufgrund des
längeren Zündungsvorgangs nicht
mehr anspringen.
Mit einem zusätzlichen Steuergerät,
welches die Einspritzung des Motors regelt, kann man mit einem Mischverhältnis von
85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent Bleifrei 95 fahren. Fahrzeuge, welche mit
Bioethanol E85 betrieben werden, stossen im Vergleich zu normalen Benzinern 80
Prozent weniger CO2 aus. Ernst Sutter aus Steckborn ist Generalimporteur von
FlexTek Flexfuel Steuergeräten.
Mit einem zusätzlichen Steuergerät,
welches die Einspritzung des Motors regelt, kann man mit einem Mischverhältnis von
85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent Bleifrei 95 fahren. Fahrzeuge, welche mit
Bioethanol E85 betrieben werden, stossen im Vergleich zu normalen Benzinern 80
Prozent weniger CO2 aus. Ernst Sutter aus Steckborn ist Generalimporteur von
FlexTek Flexfuel Steuergeräten.
Der grosse Vorteil dabei ist, dass das Mischverhältnis selbst bestimmt werden kann.
Man kann also sowohl mit reinem Benzin als auch mit E85 fahren. In der Schweiz
werden bis heute nur E85 taugliche Neufahrzeuge von den Marken Saab, Volvo und
Ford angeboten.
Geringe Umweltbelastung durch Ethanol
Verglichen mit konventionellem bleifreiem Benzin verbrennt Ethanol sauberer zu
Kohlendioxid und Wasser.
Durch die Beimischung von Bio-Ethanol zum konventionellen Dieselkraftstoff besteht
für verschiedenste Emissionen ein Minderungspotential:
Partikel:
Russ:
Kohlenmonoxid :
Stickoxide :
|
bis 46% weniger
11% bis 70% weniger
bis 28% weniger
2% bis 6% weniger
|
Vergärungstank für den Restzucker aus der Papier- oder Zelluloseherstellung welcher danach mit Zugabe von Hefe zu Ethanol vergoren wird |
Bioethanol ist eine nachwachsende Energiequelle, für welche man jedoch beim
Anbau auch fossile Brennstoffe benötigt. Denn für den intensiven Anbau werden
Pestizide und Düngern notwendig, sodass teilweise Erdöl notwendig wird.
Was kostet Bioethanol?
Wer heute an eine Tankstelle fährt und Bioethanol
(E85) tankt, bezahlt pro Liter im Schnitt 1,47 Fr.
Dies könnte sich aber schon 2007 ändern, weil der
Bund eine erweiterte Steuerbefreiung für Bio
Treibstoffe lancieren will.
Weitere Vorteile, welche Bioethanol für Auto und Mensch bringt
Da Bioethanol eine höhere Oktanzahl hat als herkömmliches Benzin (ca. 110-115
Oktan), kann es zu einem Leistungszuwachs von bis zu 20% Mehrleistung führen,
ohne dass sich die Laufeigenschaften des Motors ändern.
Für den Schweizer Landwirt ergeben sich durch diesen Markt zudem Perspektiven,
was auch der Arbeitsplatzsicherung dient.
Bioethanol kann man mit kleinsten Anpassungen in unser bisheriges Tankstellennetz
integrieren.
Es würde in etwa noch so viel Kohlendioxid ausgestossen werden, wie die Pflanzen,
aus denen das verwendete Ethanol produziert wurde, im Laufe ihres Wachstums
aufgenommen haben.
Nachteile bzw. heutige Unzulänglichkeiten mit Bioethanol
Der Treibstoffverbrauch der Motoren steigt bei reinem Ethanolbetrieb um ca. 10%-
15% an. Bei E85 reduziert sich dieser Mehrverbrauch immerhin ein wenig.
Es gibt im Moment nur einzelne Tankstellen in der Schweiz, an denen Bioethanol
E85 getankt werden kann. Im Moment sind 4 Tankstellen in Beringen SH, Winterthur
ZH, Pfäffikon ZH, Regensdorf ZH in Betrieb, weitere bis zu 20 Tankstellen sind
schweizweit bis Ende 1. Q. 2007 durch die Agrola geplant. Einige davon werden
schon im Januar eröffnet. Siehe dazu auch dieses Dokument von Agrola
Eine Umstellung auf die alleinige Verwendung von Ethanol E100 wäre zwar möglich
und wird in Brasilien auch schon praktiziert, hat sich jedoch in unseren nördlichen
Breitengraden mit den teilweise sehr kalten Wintertagen nicht bewährt.
Da in der Schweiz noch zu wenig Bioethanol hergestellt wird - erst eine Anlage ist in
Betrieb welche aus Abfällen / Nebenprodukten der Zelluloseherstellung BioEthanol
herstellt – ist das Angebot noch begrenzt.
Auch die Politik sollte hier noch mehr bewegen, wenn es unserem Umweltminister
wirklich Ernst ist mit dem seit Jahren propagierten Umweltschutz, denn dank Ethanol
müssten keine Verbote oder anderes ausgesprochen werden, sondern es wird schon
heute CO2 neutral gefahren!
Sehen sie dazu auch diesen Bericht von Schweiz Aktuell des Schweizer Fernsehens.
Berechnungen
Einfluss auf die Umwelt
Benzinmotor:
Bio Power Motor:
|
15'000 Km/Jahr = 1'350 Liter Benzin
15'000 Km/Jahr = 1'550 Liter E85 (davon 233 Liter Benzin inklusive)
|
Reduktion der Ölabhängigkeit: 1’117 Liter pro Jahr und Fahrzeug
300 Bio Power Fahrzeuge = Reduktion von 770 Tonnen CO2 pro Jahr!
Umstieg auf Bioethanol (E85)
Bioethanol E85:
Benzinpreis 98:
4-Zylinder Steuergerät:
|
1,47 Fr. / Liter
1,82 Fr. / Liter
ab Fr. 1650,--
|
Bei einer Fahrleistung von 20'000 Kilometern pro Jahr
amortisiert sich das Steuergerät zur Zeit in etwa 3 ½
Jahren.
Sollte der Benzinpreis gegen 2,-- Fr./L. steigen, so wird das Steuergerät je nach
Laufleistung in weniger als 2 Jahren amortisiert sein. Die geplante CO2-Abgabe wird das Sparpotential erheblich erhöhen.
Produktion aus überschüssiger Biomasse:
Ethanol aus Überschuss an Biomasse (aus der Schweiz)
pro Jahr:
Verbrauch auf 100 km eines Bio Power Fahrzeuges:
Durchschnittliche Kilometeranzahl eines Bürgers pro Jahr:
|
145 Millionen Hektoliter
10 Liter
15’000 Km
|
Anzahl Fahrzeuge, welche daraus folgend mit Bioethanol betrieben werden können: rund 100’000 Fahrzeuge.
Wäre Bioethanol eine Alternative zu Benzin?
Die Erdölpreise werden auch künftig weiter steigen. Konflikte wegen Erdöl sind
allgegenwärtig und werden sich in naher Zukunft kaum nicht abschwächen.
Unweigerlich neigt sich das Erdölzeitalter dem Ende zu. Die Rufe nach neuen
Energien werden immer lauter.
Als Übergangslösung zu einer komplett anderen Energiequelle ist Bioethanol perfekt
geschaffen. Ohne grosse Anpassungen könnte man Benzin mit Bioethanol strecken
und somit die Übergangsphase verlängern. Gleichzeitig werden dabei die
Schadstoffemissionen verringert.
Fazit:
- - BioEthanol kann unsere Erdölabhängigkeit massiv reduziert werden.
- - BioEthanol hilft den CO2 Ausstoss massiv (um über 80% zu verringern).
- - BioEthanol hilft die Ziele des Kyoto Protokolls zu erfüllen.
- - BioEthanol erzeugt keinen Feinstaub und ist auch in diesem Sinne umweltfreundlich (keine Winter-Autofahr-Beschränkungsprobleme).
- - Dank BioEthanol sind auch alle weiteren Schadstoffe massiv reduziert.
- - Mit BioEthanol könnte das „Erdölzeitalter“ verlängert werden.
- - BioEthanol könnte aber helfen die Treibstoffpreise zu senken.
- - BioEthanol hilft die Umweltbelastung zu verringern.
- - BioEthanol würde den vollständigen Übergang zum erdölfreien Treibstoff wesentlich erleichtern.
Und vergessen wir nicht:
Mit der Verwendung von BioEthanol kann die Landwirtschaft neben
Agrarprodukten für die Nahrungsmittelindustrie auch Treibstoff und
Ölprodukte für Verkehr- und Industrie produzieren.
Es macht ja keinen Sinn die Landwirtschaft mit über 2 Mrd. jährlich zu
subventionieren, hochsubventionierte Landwirtschaftsprodukte auf den
Weltmarkt zu werfen und daneben viel Geld für Erdöl auszugeben.
Besser wäre es doch, nicht mehr so hoch subventionieren zu müssen, denn
die Landwirte könnten jenseits von den heutigen Kontingenten Produkte im Öl- oder
Ethanol-Bereich produzieren, sich ein weiteres Standbein schaffen und
erst noch dafür sorgen, dass das Geld in der Schweiz bleibt, und gerade auch
hier wieder neue Entwicklungen in diesem Bereich anregen.
Faktisch läutet die «BioEthanol Zukunft» ein neues Bio-Hightech Zeitalter
für die Schweiz ein, welches neue umweltfreundliche Technologien
bringen wird!
Quellenverzeichnis
- - Agrola Schweiz AG
- - Saab Schweiz AG
- - AlcoSuisse Schweiz AG
- - Ernst Sutter, Steckborn/TG
- - Wikipedia
- - „Hauptsache es brennt“ in Sonntagszeitung vom 24. September 2006
- - Schweizer Bauer
- - „so wird Auto fahren“ in Blick 21. Juli 2006
- - „erste BioEhtanol Tankstelle eröffnet“ in Thurgauer Zeitung
- - Prospera Consulting
- - „Synthetisches Erdgas aus Holz“ von Lukas Denzler
- - SRG DRS Aktuell Fernsehbericht 11. Dezember 2006
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